BNN vom Mittwoch, 08. Juli 2009

Uni-Big-Band stets souverän

"Jazz darf alles, muss aber nichts", sagte einmal Deutschlands Ausnahme-Schlagzeuger Wolfgang Haffner. Auch die Uni-Big-Band Karlsruhe scheint diese Überzeugung im Herzen zu tragen, wie das gut besuchte Semesterkonzert im Festsaal des Studentenhauses am Adenauerring zeigt. Ob schweißtreibender Latin, sanft dahinschwebende Balladen, wagemutige Crossover-Ausflüge mit Akkordeon und Melodica, neu arrangierte Klassiker oder selbst komponierte Titel aus der Feder von Bandleader Günter Hellstern und Sängerin Marianne Martin - das große Gebläse verdeutlicht, dass Big-Band-Sound weit mehr als Altherren-Swing mit staubtrockenen Soli sein kann. In Titeln wie dem rhythmisch vertrackten "La Fiesta" von Chick Corea (Arrangement: Peter Herbolzheimer), dem rockig angehauchten, satt groovenden "The Jazz Police" von Gordon Goodwin und dem Funk-Hit "Pick Up The Pieces" von der Average White Band, der gleich als Opener auf zehn atemberaubend knackigen Minuten ausgebaut wird, präsentiert sich die Uni-Big-Band Karlsruhe von ihrer besten Seite. Das Ensemble wirkt routiniert, aber nicht abgeklärt, wenn es sich mit vie Elan schnelleren Nummern widmet, oder aber die leiseren Passagen geradezu auskostet. Das Timing ist auf den Punkt, man traut sich (erfolgreich) an individuelle Phrasierung und Akzentuierung, präsentiert sich in rund zwei facettenreichen Stunden so sourverän wie nie zuvor. Man hört, dass hier durchweg Musier am Werk sind, die Freude an ihrer "Arbeit" haben, darunter Sängerin Marianne Martin, die einmal mehr durch ihre charakteristische, aber auch deutlich gereifte Klangfarbe verzaubert, und Solisten wie Regina Fischer (Saxofon, Querflöte), die zahlreichen Titeln ihre ganz persönliche Prägung geben. Das Konzert endet mit zwei Zugaben und viel Applaus.
(BNN: Elisa Reznicek)